Bei einer dreiwöchigen Reise nach Namibia muss man sich entscheiden – in den Norden oder in den Süden (mehr zu den möglichen Routen erfahren Sie hier)?
Und dann fällt immer die Frage, ob sich der weite Weg zum Fish River Canyon (650 km von Windhoek) lohnt.
Ich lebe in Namibia. Ich kenne das ganze Land und verrate Ihnen meine Meinung dazu.
Dazu aber später, zuerst erfahren Sie, was den Canyon eigentlich so spektakulär macht.
Die Themen dieses Artikels:
Der Fish River Canyon (Fisch Fluss Canyon) – Geologie zum Anfassen
„In der Konfrontation zwischen dem Bach und dem Fels gewinnt immer
der Bach. Nicht durch seine Kraft, sondern durch seine Beharrlichkeit.“ (Buddha)
Der Fischfluss (Fish River) ist allerdings kein Bach.
Vor 650 Millionen Jahren wären Sie hier auf dem Grund eines Meeres gestanden, dem Nama Meer.
Das Meer verschwand.
Aber es hinterliess eine dicke, komprimierte Decke an Sedimenten.
Dann, vor etwa 350 Mio Jahren kam es wie so oft in der geologischen Geschichte Namibias zu tektonischen Bewegungen.
Ein Graben tat sich auf.
Und dieser Graben kam dem jungen Fisch Fluss gerade recht.
Er nutzte ihn als Bett.
Allerdings war es ein hartes Bett, unter anderem aus Quarzit.
Deswegen mäanderte der Fisch Fluss erstmal in die Breite. Es war dem jungen Fluss nicht möglich, sich tief in sein Bett zu graben.
Erst als sich die Ränder des afrikanischen Kontinents hoben, bekam der Fish River ein starkes Gefälles. Und dieses Gefälle gab dem Fluss die Kraft, sich tiefer in sein Bett einzugraben.
Er konnte jetzt endlich nicht mehr nur die Sedimente des verschwundenen Meeres langsam abschrubbern.
Sondern er konnte sich jetzt sogar in die darunterliegenden Gneise eines ur-ur-uralten Gebirgsstocks hineinfräsen.
Deswegen können wir, wenn wir den Fish River Canyon bestaunen, an gewissen Stellen diese ur-ur-ur alten Gesteine sehen (siehe Ai-Ais):
1,5 Milliarden Jahre sind sie alt!
Damit gehören sie zu den ältesten Gesteinen Namibias.
Im Laufe der vielen Jahrmillionen spülte und schliff sich der Fluss ein Bett, das heute bis zu 550 Meter tief und 27 km breit ist!
Der Fish River Canyon ist etwa 160 km lang.
Mit den heutigen klimatischen Bedinungen hätte der Canyon so niemals entstehen können. Es ist viel zu trocken.
Aber es gab in der Erdgeschichte Namibias auch sehr viel nassere Zeiten als heute.
Und so kann man heute in den Tiefen seiner Schluchten auf mehr als eine Milliarde Jahre der Geschichte unserer Erde hinaufschauen.
Geologie zum anfassen.
Allerdings kann man nicht so einfach dort hinunter, um die Methusalem-Gesteine zu bewundern.
Es ist zu gefährlich.
Für Tagesbesucher ist es verboten vom Aussichtspunkt bei Hobas in die Tiefen hinunter zusteigen.
Vor allem in den Sommermonaten herrschen dort unten Temperaturen von 50 Grad und vielleicht sogar mehr. Bis heute wird ein Wanderer vermisst, der sich in den Sommermonaten dort hinuntergewagt hat…
Aber von oben ist der Canyon eh viel imposanter.
Und man kann trotzdem mehr vom Canyon entdecken. Dazu mehr ein Stück weiter unten.
Der zweitgrösste Canyon der Welt
Der Fischfluss, oder Fish River, entspringt im Naukluft Gebirge und entwässert im Laufe seiner 650 km das ganze südliche Namibia.
Der Canyon des Fisch Fluss wird als der zweitgrösste der Welt nach dem Grand Canyon bezeichnet.
Nun, für die, die schon am Grand Canyon waren, ist der Fischfluss Canyon vielleicht eher ein Klein Canyon-chen.
Der Grand Canyon ist immerhing knapp 400 km länger und 1300 m tiefer.
Nur in der Breite kann er dem Fisch Fluss Canyon nichts vormachen. Breiter ist der Grand Canyon nämlich nicht!
Aber damit hören die Vergleiche auch auf.
Wenn Sie an den Rand des Fisch Fluss Canyons treten, werden Sie bestimmt beeindruckt sein!
Und das Schönste, wie fast immer in Namibia:
Sie werden dieses Erlebnis fast für sich alleine haben.
Im Vergleich zum Grand Canyon besuchen nämlich nur wenige Touristen den namibischen Mega-Canyon.
Harte Bedinungen – beeindruckende Natur am Fish River Canyon
Ausserdem ist die Natur hier einfach nur zum Staunen.
Der Fisch Fluss ist ein Trockenfluss, der nur nach bei guten Regenfällen fliesst.
In den tiefen, schattigen Gesteinsbecken im Canyon halten sich das ganze Jahr über Wasserstellen.
Die Umgebung aber ist trocken.
Und doch hat sich das Leben angepasst. Man muss genau hinsehen, aber überall ist Leben!
Über Jahrmillionen haben sich unter den Pflanzen, Reptilien, Säugetieren, etc Überlebenskünstler entwickelt, die sich hier wohlfühlen.
Die grossen Köcherbäume (eine Art von Baum-Aloe) bilden in der kargen Landschaft sogar richtige kleine Wälder! Aber auch einzeln stehende Köcherbäume sind oft so gross, dass man sie beeindruckt bestaunt.
Euphorbien (Wolfsmilchgewächse) fallen auch auf.
Aber ansonsten muss man genauer hinschauen, um zu sehen wie vielfältig das Leben hier ist.
Denn die Trockenheit hat dazu geführt, dass kleinere Lebewesen einen Vorteil haben.
Wer klein ist, braucht weniger Wasser.
Und wer sich nach dem Regen schnell entwickeln kann, gewinnt.
Sogar blühende Steine gibt es (kleine Sukkulenten aus der Familie der Mittagsblumengewächse)! Diese kann man nur entdecken, wenn man ganz genau hinschaut.
Es gibt allerdings eine Art Museum für blühende Steine: dort gibt es die grösste Sammlung an blühenden Steinen in Namibia. Absolut lohnend, sich das anzuschauen!
Die ersten Weissen, die von Südafrika über den Oranje in die Gegend kamen, berichteten von grossen Wildtierherden:
Antilopen, Giraffen, Nashörner, sogar Elefanten und Löwen waren keine Seltenheit.
Möglich machten das saisonale Wanderungen, immer der Weide und dem Wasser nach.
Die Herden sind heute leider verschwunden. Sie wurden zu stark bejagt.
Die für die Farmen errichteten Zäune taten ihr Übriges.
Doch man tut heute viel, um der Natur wieder Raum zu geben. Vor allem die privaten Inititativen von Tourismusbetrieben geben auch seltenen Tierarten, wie dem Spitzmaulnashorn, eine Chance.
Ai-Ais – Brennendes Wasser
Ein Pool bei 40 Grad Aussentemperatur ist etwas sehr verlockendes.
Aber Vorsicht bevor Sie hineinspringen:
Die Quelle in Ai-Ais siedet bis zu 60 Grad heiss aus den Tiefen der Erde und die Temperatur des Pools ist heisser als die Aussentemperatur.
Zum Abkühlen ist das eher ungeeignet.
Allerdings kann es hier im Winter eise-eisekalt werden. Wie herrlich ist dann so ein Thermalbecken!
Ai-Ais bedeutet in der Sprache des Nama-Volkes in etwa so viel wie „siedend heiss“ oder eben „brennendes Wasser“. Sehr treffend.
Bei Ai-Ais kann man übrigens auf einer kleinen Wanderung in den Canyon die ältesten Gesteine des Fisch Fluss Canyons bewundern.
Entlang des Fischfluss Canyons gibt es einige dieser schwefelhaltigen heissen Quellen.
Wandertrails und Naturerlebnisse am Fish River Canyon
Der berühmte 90 km Fish River Wandertrail
Durch den Abschnitt von Hobas bis Ai-Ais führt einer der bekanntesten und beliebtesten Wandertrails Afrikas: Der Fish River Canyon Hiking Trail. 5 Tage/ 90 km führt er durch den Canyon. Die Wandergenehmigung muss im Voraus eingeholt und bezahlt werden.
Der Trail ist oft lange im Voraus ausgebucht (für manche Termine über ein Jahr!). Nur zwischen 15. Mai und 15. September dürfen maximal 30 Wanderer pro Tag in den Canyon. Man muss mindestens zu dritt sein (damit im Notfall jemand Hilfe holen kann) und ein Gesundheitszeugnis vorlegen.
Alles was während des Trails benötigt wird, muss im Rucksack mitgetragen werden. Wasser wird aus dem Fluss, beziehungsweise den Pools getrunken, die während der Trockenzeit übrig bleiben. Man muss sich bewusst sein, dass der nächste Arzt 300 km entfernt ist. Auch das nächste Handysignal kann einen Tagesmarsch oder mehr entfernt sein. Rettungsaktionen (per Hubschrauber) können sehr sehr teuer werden. Dieser Trail ist ein einmaliges Wildnisabenteuer.
Genusswanderungen am Fish River Canyon
Umliegende Lodges und Gästefarmen bieten einfachere Trails an, bei denen auch das Gepäck transportiert werden kann.
Das ist dann natürlich nicht dieselbe Route, man wandert in einem anderen Teil des Fish River Canyons. Aber das Erlebnis ist genauso grossartig!
Auch Tageswanderungen oder mehrstündige Wanderungen sind möglich, geführt oder auf eigene Faust.
Es werden auch geführte Ausflüge in und an den Canyon mit dem Geländewagen angeboten.
Wanderungen am Canyon Rand
Auf eigene Faust kann man vom Aussichtspunkt bei Hobas gut ein Stück am Canyon Rand entlang wandern. Aber Vorsicht: es geht oft steil in die Tiefe. Und nehmen Sie bitte unbedingt Wasser und einen Hut mit!
Sie begeben sich auf eine körperlich fordernde, aber für alle Sinne verzaubernde Reise in eine steinerne Welt, in der sich auch das Leben seinen Platz erkämpft hat.
Ai-Ais/ Richtersveld Transfrontier Nationalpark
Der untere Teil des Canyons, vom Aussichtspunkt bei Hobas bis Ai-Ais liegt im Ai-Ais/ Richtersveld Transfrontier Park.
Südafrika und Namibia haben hier ihre Nationalparks grenzübergreifend zusammengeschlossen, so dass Besucher mit 4×4 Geländefahrzeugen mit der Fähre bei Sendelingsdrift ohne grossen Umweg durch die beiden Parks fahren können.
Fish River Canyon – lohnt es sich?
So spektakulär der Fish River Canyon ist – nur der kurze Blick in seine Tiefen rechtfertigt die weite Anfahrt nicht.
Es sind immerhin fast 700 km von Windhoek bis zum Canyon.
Nur um einen Blick in dieses tiefe Loch zu werfen, sollten Sie den weiten Weg nicht auf sich nehmen.
Aber wenn Sie den Weg auch zum Ziel machen und mehr im tiefen Süden Namibias erleben möchten, dann lohnt es sich auf jeden Fall!
Es ist ein erhebendes Gefühl am Canyon Rand zu stehen und diese mächtige Landschaft auf sich wirken zu lassen.
Nehmen Sie sich Zeit und machen Sie die Reise zum Fish River Canyon, um mehr zu erleben:
- die spektakulären Gebirgs- und Wüstenlandschaften
- die Geschichte und Geschichten im Süden Namibias
- die spektakuläre Geologie
Sie sollten also auf jeden Fall mehr Zeit hier einplanen – es gibt viel zu erleben:
Lüderitz, wilde Pferde, Köcherbaumwald & Mesosaurus, die Kalahari Wüste, das NamibRand Naturreservat, die Tiras Berge und natürlich die unglaubliche Atmosphäre der Canyon Landschaft selbst.
Auch ein längerer Aufenthalt in einem privaten Naturschutzgebiet am Oranje Fluss ist eine grossartige Möglichkeit eine Fahrt in den Süden durch spezielle Erlebnisse zu bereichern.
Es kann sich auch anbieten, den Weg zum Canyon mit Südafrika zu verbinden, z. B. die Augrabies Fälle und den Richtersveld Nationalpark.
Wenn Sie nur den Canyon, den Weg dorthin und das Drumherum erleben möchten, sollten sie von Windhoek aus und zurück etwa eine Woche planen. Wenn Sie mehr erleben möchten, dann brauchen Sie mindestens zwei oder besser 3 Wochen für die Highlights im Süden Namibias.
Zwei Tage sollten Sie auf jeden Fall am Cayon haben – besser auch mehr, wenn Sie die spektakuläre Landschaft intensiver erleben möchten.
Eine Reiseidee zum Fish River Canyon finden Sie hier: Rundreise – Namibias südliche Highlights in 3 Wochen.
Wie genau Sie so eine Reise individuell nach Ihren Wünschen gestalten, dazu berate ich Sie gern.
Um den Fischfluss Canyon herum gibt es eine Vielzahl hervorragender Unterkünfte. Bei der Auswahl berate ich Sie gern.
Möchten Sie nach Namibia reisen?
Möchten Sie eine gut organisierte, massgeschneiderte Namibia Reise mit vielen tollen Erlebnissen ohne grossen Aufwand?
Sie haben keine Zeit hunderte Stunden in Foren, Facebook Gruppen, Reisebüchern und mit Internetsucherei zu verbringen?
Ich lebe in Namibia und berate Sie.
Freuen Sie sich auf Ihre Reise nach Namibia, wir erledigen den Rest.