Badewannen im Sand: Diamanten Geisterstadt Kolmannskuppe (Kolmanskop)

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Namibia Karte - Spitzkoppe und Erongo

In diesem Artikel:

Bei kaum einem Besuch in Lüderitz fehlt Kolmannskuppe, Namibias berühmte Diamantengeisterstadt.

Kolmannskuppe (oder Kolmanskop) liegt im Sperrgebiet Nationalpark etwa 10 km von der Küstenstadt Lüderitz entfernt.

Johnny Coleman’s Hügel

Johnny Coleman war mit seinem Ochsenwagengespann in der Nähe von Lüderitz in einen fürchterlichen Sandsturm geraten.

Er ahnte damals wohl nicht, dass dieser Ort einmal seinen Namen tragen und in aller Welt berühmt sein würde.

Der Wind muss ganz schön geblasen haben.

Aber das tut er hier oft.

Windgeschwindigkeiten von 100 km/h sind hier keine Seltenheit.

Johnny Coleman steckte fest.

Der Sandsturm nahm ihm schier den Atem.

Da sah er keine andere Möglichkeit, als sein Ochsenwagengespann im Stich zu lassen und hinter einem felsigen Hügel Schutz vor dem Sandsturm zu suchen.

Dieser Hügel wurde zu Coleman’s Hügel, oder eben Kolmannskuppe.

1905 war das.

Der Sandsturm, das verlassene Ochsenwagengespann und Johnny Coleman wären sicher längst in Vergessenheit geraten.

Und der Hügel wäre sicher einfach ein weiteres namenloses Berglein in dieser hügeligen Gegend.

Aber 1908 wurden hier zufällig Diamanten entdeckt.

Von Dünen verwehtes Bahngleis bei Lüderitz

Der Diamantenrausch von Kolmannskuppe

Beim Bau der Bahnstrecke nach Lüderitz fand der Arbeiter Zacharias Lewala einen seltsamen Stein und zeigte ihn seinem Vorarbeiter August Stauch.

Das unscheinbare Steinchen entpuppte sich als Diamant.

Mit der Ruhe an der Bahnstation „Grasplatz“ war es daraufhin vorbei.

Der Diamantenrausch zog Glücksritter aus aller Welt magisch an.

Immerhin musste man die Diamanten hier nicht einmal mühsam aus einem tiefen Loch kratzen wie in Kimberley in Südafrika.

Nein, hier lagen die Diamanten einfach auf dem Boden rum und man konnte sie besonders gut bei Mondschein einfach einsammeln.

Kolmanskuppe wurde stein-reich.

Bis zum Beginn des ersten Weltkriegs hatten die Minen in der Gegend bereits 1000 kg Diamanten gefördert.

Kolmannskuppe – Das Dallas der Namib Wüste

Hier gab es zwar kein Öl, aber eben Diamanten.

1915 war Kolmannskuppe einer der reichsten Orte der Welt, gemessen am Vermögen pro Einwohner.

In dem Wüsten-Ort lebten immerhin bis zu 1300 Menschen.

800 davon waren schwarze Arbeiter, die vom Reichtum aber nichts ab bekamen.

Es gab eine Millionärs-Meile, einen riesigen Salzwasser-Swimmingpool mit Sprungbrett, eine Kegelbahn, Ballsaal, Metzgerei, Bäckerei, Schreinerei, ein Krankenhaus, ein Elektrizitätswerk, eine Limonaden- und eine Eisfabrik, Schulen, Grammophone,  und alles was man damals als Luxus betrachtete!

Und natürlich Badewannen!

Wasser musste per Ochsenkarren oder Eisenbahn herbeigeschafft werden und war daher sehr teuer.

Das spielte hier aber keine grosse Rolle.

In Kolmannskuppe konnte man sich fast alles leisten.

Sprungbrett in verfallenem Swimmingpool in Kolmannskuppe bei Lüderitz

Gut Holz und eine Strassenbahn im Sand

Fortan wurde an Johnny Colemanns Hügel Deutsch gesprochen.

Aus Coleman’s Hill wurde Kolmannskuppe oder auf Afrikaans Kolmanskop.

Rauschende Feste wurden gefeiert.

Champagner war zwar sündhaft teuer, aber der Legende nach billiger als Wasser. Und er floss in Strömen. Champagner wurde direkt aus Frankreich importiert.

Trinkwasser wurde mit dem Schiff aus Kapstadt gebracht oder per Eisenbahn und Ochsenwagen über 100 km weit herbeigekarrt.

Die Turnhalle und der Ballsaal waren die Zentren des gesellschaftlichen Lebens.

In der Kegelbahn wünschte man sich „Gut Holz“.

In Kolmannskuppe fanden sogar Konzerte und Theateraufführungen statt!

Millionen Jahre lang hatte hier in der Namib Wüste nur der Wind gerauscht.

Aber es war niemand da, um ihn zu hören.

Und nun erklangen süsse Melodien, gesungen von europäischen Opernensembles in einem Konzertsaal mit hervorragender Akustik.

Gut Holz Tafel Kolmannskuppe

An der Kegelbahn hängt immer noch ein Schild, das „Gut Holz“ wünscht.

Die Bewohner von Kolmannskuppe mussten sich nicht zu Fuss durch den Sand der Strassen mühen. Eine von Maultieren gezogene Strassenbahn brachte die Damen und Herren von A nach B.

Strassenbahn Geisterstadt Kolmannsuppe
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Das erste Röntgengerät südlich des Äquators

Im Krankenhaus von Kolmannskuppe befand sich einst die erste Röntgenstation südlich des Äquators!

Aber nicht, weil es hier so viele Knochenbrüche gab.

Sondern weil sich damit verschluckte Diamanten leicht ausfindig machen liessen, ohne lange auf das Ergebnis des Verdauungsprozesses zu warten.

Viele Arbeiter versuchten auf diese Weise einen Diamanten, oder mehrere, mit nach Hause zu nehmen.

Das Ende des Diamantenrauschs

Bevor Sie sich allerdings selbst auf den Weg machen, um nach Diamanten zu suchen:

Der Diamantenrausch von Kolmannskuppe ist längst vorbei.

Die namibische Diamantengesellschaft Namdeb ist sich ziemlich sicher, alle wertvollen Steine bereits gefunden zu haben.

Daher wird sogar das über 100 Jahre lang strikt abgeriegelte Sperrgebiet für den Tourismus freigegeben.

Für das deutsche Reich war der Diamantenrausch schon 1915 vorbei.

In diesem Jahr nämlich ergab sich die deutsche Schutztruppe der Übermacht der südafrikanischen Armee.

Die südafrikanischen Truppen kämpften auf Seiten der Briten.

Deutsch Südwestafrika war dann nur noch Südwestafrika (und wurde viel später dann Namibia).

1920 stellte der Völkerbund das ehemals deutsche Territorium als Mandatsgebiet unter südafrikanische Verwaltung.

Der Sand zieht ein in Kolmannskuppe

Der Rausch in Kolmannskuppe ging weiter, begann aber 1928 abzuebben.

Dann wurden nämlich im Mündungsgebiet des Oranje-Flusses die reichhaltigsten Diamantenfelder der Welt entdeckt.

Die Leute wanderten dorthin ab.

1956 verliess die letzte Familie Kolmannskuppe.

Dünen machten sich breit und zogen in die Häuser ein.

Geisterstadt Kolmannskuppe

Heute besuchen etwa 35,000 Touristen pro Jahr den verlassenen, ehemals so reichen Ort.

Ok, im Vergleich zum Schloss Neuschwanstein ist das recht wenig.

Aber für ein paar staubige Ruinen in einem staubigen, abgelegenen Teil Afrikas ist es eine ganze Menge.

Der morbide Charme der Häuser im Sand ist seltsamerweise extrem anziehend und eine ästhetische Besonderheit.

Von Kolmanskuppe wurde einst behauptet, sie sei die stein-reichste Stadt der Welt.

Heute wohnt der Sand in den Villen, der Schule, und dem Krankenhaus.

Einige Gebäude sind einsturzgefährdet.

Geisterstadt Kolmannskuppe Gebäude in der Wüste

Diese Ruinen sind nicht wie die manche Pyramiden 5000 Jahre alt.

Gerade einmal hundert Jahre ist die Blütezeit von Kolmannskuppe her.

Man sieht den Häusern noch an, dass sie einmal sehr prächtig waren.

Und doch zerreibt der Wüstenwind den Mörtel, Hitze und Kälte sprengen die menschengemachten Strukturen.

Unaufhaltsam verfallen die Häuser.

Instandhaltungsmassnahmen können gegen die Kräfte der Natur hier nichts bewirken.

Es wird nicht mehr allzu lange dauern, bis an Johnny Coleman’s Hügel kaum noch etwas an die Zeiten des fliessenden Champagners erinnert.

Kolmannskuppe zeigt uns, was wir vollbringen können und wie schnell doch alles wieder zu Staub zerfällt.

Kolmannskuppe können Sie auf eigene Faust besuchen.

Eintritt 150 NAD pro Person (kann sich jederzeit ändern).

Es gibt höchst interessante Führungen:

Kolmanskuppe Öffnungszeiten
Täglich 8 – 13 Uhr

Führungen (45-60 min. in Englisch und Deutsch)
Montag bis Samstag: 9.30 und 11 Uhr
Sonntag und Feiertage: 10 Uhr

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