Namibias Küste mal anders – Abenteuer Vögel zählen
Wer an Namibia denkt, denkt meist zuerst an Löwen, Elefanten, Nashörner… Oder wenn es um die Küste geht, erzählen die Reisebücher von den Robben.
Aber Flamingos? Pelikane?
Dabei ist Namibias Küste einer der besten Orte auf der Erde, Flamingos und viele Seevögel in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten.
Hundertausende können es sein. Was für ein herrlicher Anblick in weiss und pink!
Zweimal im Jahr werden sie gezählt. Um dieses Abenteuer geht es in diesem Artikel.
Sie erfahren hier mehr über die Vögel, wo sie leben, warum Salz und Seevögel hier eine gelunge Kombination sind, wie die Zählung abläuft, und vieles mehr.
Erfahren Sie hier mehr über Namibias Skelettküste…
Warum Salz und Seevögel eine gelungene Kombination sind
Was kaum einer weiss: hunderttausende Seevögel tummeln sich an der namibischen Küste. Besonders viele sind es in und um die Bucht von Walvis Bay und Sandwich Hafen.
Walvis Bay liegt an einer 10 km² grossen geschützen Bucht. Das Wasser hier ist an vielen Stellen sehr seicht, meist ruhig und strotzt vor Fischen.
Unglaublich aber wahr:
der Mensch hat hier zusätzlichen Lebensraum für die Vögel geschaffen!
Um Salz zu gewinnen wurden 4500 Hektar sandiges Küstenland in viele Becken unterteilt. Im Laufe eines Jahres werden mehr als 50 Millionen Liter Meerwasser in diese Becken gepumpt. Das sind etwa eine halbe Million Badewannen voll! Die tropische Sonne und der Wind saugen das Wasser nach und nach aus den Becken.
Übrig bleibt das Salz.
Was suchen die Vögel hier?
Im seichten, ruhigen Wasser der Becken leben Muscheln, Krebse, Schnecken, Fischlein, Würmer, Algen und vieles mehr.
Und das lockt die Seevögel an: zigtausende Flamingos (Rosaflamingos und die kleineren Zwergflamingos), Seeschwalben, Pelikane, Säbelschnäbler, Krickenten, Strandläufer, und und und…
So viele sind es, dass Walvis Bay und Sandwich Hafen zu RAMSAR Gebieten erklärt wurden, also gemäss der RAMSAR Konvention als besonders wichtige Feuchtgebiete geschützt sind.
Zweimal im Jahr organisiert der Coastal and Environmental Trust of Namibia eine Zählung der Vögel. Vogelkundler und -freunde kommen aus ganz Namibia und zählen alles was Federn hat.
Uuuhm, wieviele Vögel sind das jetzt? Und welche:
Und was ist jetzt das Abenteuer beim Vögelzählen?
Viele der Gebiete, in denen gezählt wird, sind normalerweise gesperrt. Und man muss erstmal dorthin kommen.
Die Pisten sind teilweise nur mit 4×4 befahrbar und ziemlich ruckelig.
Aber es lohnt sich: Die Farben, das Wasser, die Vögel – wer Natur liebt, schwelgt an diesem Tag in Schönheit.
Jede Gruppe bekommt ein Gebiet zugewiesen und ein Formular auf dem die gezählten Vögel festgehalten werden. Das Gebiet, wo wir zählen, liegt an einem grossen Salzbecken auf der Landzunge Richtung Sandwich Hafen. Um dort hinzukommen, müssen wir auf Pfaden zwischen den Becken fahren, die sonst für die Öffentlichkeit gesperrt sind.
Am Schluss dann noch die Herzinfarktdüne
Wir fahren eine Düne hoch, tolle Aussicht! Und wir fahren weiter. Nanu, wo ist denn das Auto vor uns geblieben?
Vor uns geht es plötzlich nicht mehr weiter, die Düne hört einfach auf.
Nein, tut sie nicht, es geht nur 90° steil nach unten.
Vielleicht sind es keine 90°, sondern nur 35° :-), aber steil auf jeden Fall. Unten winkt der Fahrer des vor uns fahrenden Fahrzeugs. Man kann da also wirklich runterfahren?
Zurück geht eh nicht mehr, der Hang ist zu steil.
Das Auto fährt nicht, es rutscht den Steilhang der Düne hinunter. Unser Horizont besteht nun nur noch aus dem Sand der Düne. Achterbahn im Sand. Gefühlte Herzstillstandstunden später sind wir unten.
Ich muss natürlich dazu sagen, dass Dünen nur mit einem erfahrenen Guide befahren werden sollten.
Sonst ist es nicht nur gefährlich, sondern auch umweltschädlich.
Nicht wenige Fahrzeuge überschlagen sich in den Dünen, weil die Fahrer Fehler begehen oder zu übermütig werden.
Und, es werden haufenweise in den Dünen lebende Tiere und deren Behausungen plattgemacht.
Warum das Ganze?
An der Anzahl der Vögel lässt sich sofort erkennen, ob in und um die Lagune von Walvis Bay etwas nicht stimmt.
Die Vögel sind eine Art Barometer. Sie reagieren sofort und bleiben weg oder werden durch Todesfälle weniger, wenn
- die Lagune verschmutzt ist
- die Lagune versandet (das Futterangebot nimmt ab) – das ist das grösste Problem
- die Vögel zu viel gestört werden (durch Besucher, tief fliegende Flugzeuge, Angler, wirtschaftliche Aktivitäten, etc). Die Zugvögel müssen für ihren 5000 km langen Flug Fettreserven anlegen. Wenn sie zu viel gestört werden, ist das nicht möglich.
Und wieviele Vögel werden gezählt?
Die Lagune von Walvis Bay wird auch als der Ort genannt, an dem man weltweit am besten Flamingos in ihrem natürlichen Lebensraum beobachten kann!
Aber es gibt noch viele andere Arten, das sind die Häufigsten (deutsche Übersetzungen unten):
Im Frühjahr/ Sommer wurden schon bis zu 250.000 Vögel gezählt. 90 % davon sind Zugvögel aus Europa und Asien.
Im Herbst/ Winter sind es „nur“ etwa ca 100.000 Vögel, bestehend aus 40-50 Arten.
Bis zu 50.000 Flamingos, Zwergflamingos und Rosaflamingos, halten sich rund um die Lagune auf. Letztes Jahr waren plötzlich die meisten verschwunden.
Was war passiert?
Es hatte in Botswana gut geregnet. Dann füllen sich die Salzpfannen dort mit Wasser.
Irgendwie wissen das die Flamingos und machen sich auf den Weg dorthin, um zu brüten. In Walvis Bay brüten sie nicht.
Aber in Etosha brüten sie, wenn es dort ausreichend geregnet hat und sich dort die Salzpfannen mit Wasser füllen. Das ist allerdings seit 2011 nicht mehr passiert.
Viele Rosaflamingos sind zurückgekehrt. Im Sommer 2018 haben wir mit 43.001 (man beachte die 1!) die meisten Flamingos seit drei Jahren gezählt. Die Zwergflamingos sind aber immer noch abwesend. Es wurden nur 6.036 gezählt.
Allerdings berichten Vogelzähler aus Botswana, dass in der dortigen Sua Pfanne hunderttausende Flamingos gesichtet werden. Irgendwann werden sicherlich viele davon wieder in Walvis Bay sein.
Flamingos, ist das alles?
Oh nein!
Fast alle Fahlregenpfeifer der Welt versammeln sich gelegentlich an der Lagune von Walvis Bay: bis zu 96 % aller ca 11.500 weltweit lebenden Fahlregenpfeifer wurden schon zur selben Zeit dort gesichtet.
Sichelstrandläufer waren es diesmal wenige (7 853), aber viele Säbelschnäbler (6 647, 2017 nur 615!)
Besonders interessant für Vogelkundler dürften die gesichteten Wanderregenpfeifer (American golden plover), Rotschenkel (common redshank), grosser Knutt (great knot), Thorshünchen (red phalarope), Odinshünchen (red-necked phalarope) und der eine Braune Sichler sein.
Peter Bridgeford ist der Mann, der seit Jahren die Vogelzählung organisiert.
Er war viele Jahre als Naturschutzbeamter tätig. Heute ist er Pensionär, nebenbei Tour Guide und kümmert sich immer noch leidenschaftlich um Belange das Naturschutz, insbesondere in Bezug auf Vögel. Ausser um die Seevogelzählung kümmert er sich auch darum, dass die vom Aussterben bedrohten Geier in Namibia beringt und besser geschützt werden.
Haben Sie Interesse an einer Tour, auf der Sie das spannende Ökosystem der Lagune von Walvis Bay oder Sandwich Hafen erleben können? Geführt von einem Guide, der diesen Lebensraum kennt und versteht, und vor allem auch zutiefst respektiert, werden Sie voll eintauchen und mehr erleben. Kontaktieren Sie uns!
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